Warum Minimalismus?

Warum Minimalismus?

Was ist das Tolle am Minimalismus? Warum besitzen Menschen freiwillig wenig(er) Dinge?

Um diese Frage zu beantworten, gehe ich in drei Schritten vor:

  1. Ich beginne mit dem Ausmisten und verrate dir, welchen Nutzen es haben kann.
  2. Im zweiten Teil geht es um die Vorteile, die es hat, weniger Dinge zu besitzten.
  3. Und schließlich widme ich mich der Frage, ob es nicht Verzicht bedeutet, mit weniger zu leben.

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Bild: © Nils Bröer

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Transkript / Stichworte

Heute geht es um das Thema "Warum überhaupt Minimalismus?". Vielleicht begegnet Minimalismus dir immer wieder. Und du stellst dir die Frage: Warum machen Leute das eigentlich? Was ist der Sinn und Zweck von Minimalismus? Warum besitzt jemand absichtlich wenig Zeug? Auch wenn er sich mehr leisten könnte? 

Vielleicht hattest du auch schon mal einer Minimalismus-Phase und hast die Motivation danach irgendwie verloren und hättest jetzt eine gern eine kleine Erinnerung, was eigentlich so toll ist an Minimalismus. Auf jeden Fall ist Minimalismus im Trend. Es gibt viele Bücher, die zu dem Thema erscheinen. In den sozialen Medien gibt es viele Gruppen und Accounts, die sich speziell mit dem mit verschiedenen Facetten von Minimalismus beschäftigen. 

Und neulich hat sogar die Bild am Sonntag mir eine Anfrage geschickt, dass ich bei einer Themenseite zum Minimalismus beitragen sollte. Was ich übrigens nicht gemacht habe. 

Um die Frage Warum Minimalismus? zu beantworten, gehe ich in drei Schritten vor. Ich beginne mit dem Ausmisten und verrate dir, welchen Nutzen das haben kann. Im zweiten Teil geht es um die Vorteile, die es überhaupt hat, weniger Dinge zu besitzen. Und schließlich widme ich mich der Frage, ob es nicht Verzicht ist, wenn man mit weniger lebt. 

Steigen wir also direkt mit dem ersten Teil ein. Warum solltest du überhaupt ausmisten? Du sollst natürlich gar nichts. Aber was ist das Tolle am Ausmisten? Minimalismus beginnt ja üblicherweise mit dem Ausmisten, Aussortieren von Sachen. Wozu macht man das überhaupt? 

Zuerst einmal macht Ausmisten Spaß. Nicht, bevor du damit angefangen hast. Aber währenddessen oder spätestens dann, wenn du die Sachen aus dem Haus trägst und der jeder Gegenstand wie ein Stein von den Schultern fällt. Du fühlst dich einfach leicht erleichtert um die Dinge, die du gerade losgeworden bist. Daneben ist Ausmisten ein Prozess, ein Prozess von Achtsamkeit, von Bewusstwerdung. Denn indem du müsstest ausmisten, unterscheidet du zwischen dem, was du brauchst und was du nicht brauchst, was wichtig für dein Leben ist und was weniger wichtig ist. Du machst dir bewusst, was du hast und wie viel du eigentlich nicht benutzt von dem, was du hast. 

Minimalismus ist ein Weg, um sich mit den Dingen, mit denen wir uns umgeben, bewusst zu beschäftigen. Das machen wir ja leider viel zu selten eigentlich. Auf diese Weise heilt Ausmisten Konsum. Denn wenn du siehst, was du alles nicht gebraucht, dass von dem, was du über die Jahre gekauft hast, dann bist du wahrscheinlich in Zukunft vorsichtiger beim Kaufen. 

Der zweite Teil: Was bringt es dir denn eigentlich, weniger Sachen zu besitzen? Das ist ja auf den ersten Blick gar nicht unbedingt klar, aber auf den zweiten umso mehr. Zum einen hast du viel mehr Zeit, weil wenn du weniger hast, weniger besitzt, dann musst du dich auch um weniger Dinge kümmern, weniger Dinge pflegen, abstauben, hin- und herräumen, reparieren usw.

Was mir als erstes einfällt, sind Dekosachen. Wenn du zu den Leuten gehörst, die ab und an staubwischen, dann weißt du ja, dass es sich nicht nur auf Dekoartikeln ziemlich viel Staub absetzt, sondern natürlich auch drumherum. Und ja, möchtest du die Oberfläche abwischen, dann musst du die Dekosachen erst hochheben und das ganze dauert lange. Noch schlimmer wird das Ganze, wenn diese Dekosachen auch noch auf Häkeldecken stehen, so wie das bei uns früher zu Hause war. Dann bildet der Staub auch noch schöne Muster in den Löchern der Häkeldecke.  

Auf jeden Fall sparst du eine Menge Zeit, in dem du weniger Sachen besitzt. Außerdem brauchst du auch viel weniger Platz, denn jemand, der nur das Nötigste besitzt, der braucht keine riesen Wohnung, nur um sein Zeug unterzubringen. Und weniger Sachen besitzen bedeutet auch weniger Möbel, die du brauchst. Und wer weniger Möbel hat, ja, der kommt auch mit weniger Wohnraum zurecht. Ich zum Beispiel wohne ja in einem Zimmer, zusammen mit meinem Freund und unserer Tochter. Und wenn ich noch dieses all die Dinge besitzen würde, die ich früher hatte, die ich gesammelt und gehortet habe, dann wäre es gar nicht möglich, so zu leben. Ich wäre darauf angewiesen, eine Wohnung zu mieten, nur um meine Sachen unterbringen zu können. Das ist schon eine riesige Erleichterung. 

Wenn du weniger Sachen besitzt, dann hast du automatisch auch mehr Geld. 

Und dahinter steckt ein Prinzip, das ein bisschen paradox ist. Denn das Prinzip lautet: Wer viel hat, der kauft viel, und wer wenig hat, kauft wenig. Das ist irgendwie so eine Dynamik, dass je mehr man hat, desto mehr neigt man dazu, auch neu zu kaufen, dazu zu kaufen. Vielleicht liegt es daran, dass Menschen, die wenig haben, wenig kaufen, weil sie ja schon sehen, was sie haben und deswegen so ein bisschen zurückschrecken davor, neue Dinge in ihr Leben zu lassen. Und wer viel hat, ja, dann fallen neue Sachen gar nicht auf und man ist umso unbekümmerter beim Klicken. 

Mit dem Kaufen warten und mehr Geld haben ist natürlich super, weil je weniger Neues du kaufst, umso mehr kannst du von deinem Einkommen sparen oder für Erlebnisse ausgeben, die dir natürlich die länger in Erinnerung bleiben als eine Duftkerze oder ein neuer Pullover. 

Mit weniger Besitz hast du auch mehr Raum, um dich auf dich und auf deine Ziele zu konzentrieren. Materielles hat die Eigenschaft, uns von uns selbst abzulenken. Materielles lässt uns vergessen, dass wir nur einmal leben und dass wir jetzt das holen sollten, was wir wirklich wollen. Genauer habe ich darüber in meinem in meinen beiden Manifesten des Minimalismus geschrieben. Da gibt es Teil eins und Teil zwei auf dem Blog. Ich verlinke die in den Shownotes, dann kannst du das noch mal genauer nachlesen. 

Und jetzt zum dritten Teil: Bedeutet Minimalismus nicht Verzicht? Oh ja, das Verzicht-Wort. Minimalisten haben nicht nur weniger Dinge, sondern auf den ersten Blick leben sie auch unbequemer. Sie haben zum Beispiel kein Auto. Sie shoppen nicht. Weder online noch offline. Sie kaufen nicht alles sofort, was in dem Moment wünschenswert und praktisch erscheint, sondern sie warten, ob sie das auch wirklich brauchen. 

Übrigens eine fantastische Methode, um weniger Dinge zu kaufen. Einfach deinen Wunsch auf einen Notizzettel oder auf eine Null in die Notiz-App deines Smartphones schreiben und warten. Mehr brauchst du nicht zu tun und der Wunsch erledigt sich innerhalb kürzester Zeit von selbst. Und meistens, wenn ich nach einer Woche wieder in die Notizapp schaue, dann wundere ich mich, was ich da eigentlich eingetragen habe, weil es schon gar nicht mehr aktuell ist. 

Neben dem Warten leihen oder mieten Minimalisten einfach Dinge. Zum Beispiel wenn sie ein Auto brauchen, weil sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut von A nach B kommen, dann leihen Sie sich einfach ein Auto. Oder wenn Sie die Hecke schneiden wollen, dann leihen Sie sich ein Heckenschneidegerät und kaufen sich nicht eins. Oder Sie lassen sich einfach etwas einfallen. 

Vielleicht kennst du den Frugalisten. Ein ganz toller Blog! Oliver schreibt in einem Artikel darüber, wie er mit dem Fahrrad in England zur Arbeit fährt und sein Fahrrad immer einen Platten bekommt, weil dort so eine Dornenhecke mit ziemlich langen, hartnäckigen Dornen an der Seite ist. Und er löst das Problem letztendlich so, dass er tatsächlich auf einem Abschnitt der Strecke die Dornen aus dem Weg räumt und einen anderen Teil der Strecke umfährt. Das ist ein Superbeispiel dafür, was es heißt, sich etwas einfallen zu lassen, statt einfach etwas Neues zu kaufen. Das ist natürlich etwas, was ein bisschen eine Gewohnheitssache ist. Dauert ein bisschen, bis du dich daran gewöhnt hast, nicht mehr alles zu besitzen, was du besitzen könntest. 

Ich habe zum Beispiel so eine Sportleggings fürs Fitnessstudio. Ich habe sie auch im Winter zum Joggen angezogen, bis ich dann einmal mit meinem Freund joggen war und er mir sagte, dass die am Po durchsichtig ist. Das war mir natürlich etwas unangenehm und ich habe dann überlegt na ja, kaufe ich mir so eine Winter- oder spezielle Laufleggings? Hab dann aber einfach das Problem so gelöst, dass ich meine kurze Sporthose über die Leggings gezogen habe.  

Das ist natürlich ein bisschen eine Gewohnheitssache, weil wir schnell ja wir sind von klein auf eigentlich daran gewöhnt, dass man jederzeit sich was Neues holen kann. Dann wirst du dich aber mit der Zeit immer froher und immer leichter und besser fühlen, denn das Bewusstsein, auf so vieles gar nicht angewiesen zu sein, so vieles nicht zu brauchen und ohne den ganzen Krempel auszukommen. Das gibt so eine Leichtigkeit und Lebensqualität, die ich gar nicht mehr missen möchte.

Was ist für dich toll am Minimalismus? Warum interessiert dich das Thema? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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Marion

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